"Walzerwahnsinn" und "urige" Tänze vom "Landler" bis zum "Hierig":
Die wilde Appenzeller Tanzmusik der berüchtigten Alpstubeten, welche die Kirche in vergangenen Jahrhunderten
wiederholt zu landesweiten Tanzverboten bewog, existiert noch. Bloss wird sie kaum gespielt.
In alten Handschriften und auf Schellack-Platten lagert sie in Archiven und wartet darauf, wieder zum Leben erweckt zu werden.
Der Aufgabe, diese wunderbare Volksmusik wieder zurück "unters Volk" zu bringen, widmet sich die Landstreichmusik im Projekt "Altfrentsch unterwegs".
Die Arbeit an "Altfrentsch unterwegs" hat ihre Wurzeln im Projekt
"Dä Giigämaa unterwäx".
Seit Jahren pflegt "Giigämaa" Matthias Lincke mit seiner Landstreichmusik
im Rahmen von Konzerten, Stubeten und Wirtshausmusik Spielarten des Stegreifspiels.
Insbesondere die
Altfrentsche Appenzellermusik
hat es ihm und seinen Weggefährten angetan.
"Altfrentsch", ein heute nur noch selten gebrauchter Begriff im Appenzeller Dialekt, geht zurück auf den deutschen Ausdruck
"altfränkisch". Vom mittelhochdeutschen "altvrenkisch" herrührend ("in der Art der alten Franken") bedeutet er soviel wie "altmodisch",
"nach altem Brauch".
Dieser Begriff diente als Motto für die CD-Produktion
"Altfrentsch unterwegs".
Diese erschien im August 2016 auf dem Label
Musiques Suisses.
Matthias Lincke (Geige, Gesang)
Christine Lauterburg (Gesang, Geige, Bratsche, Besen)
Dide Marfurt (Halszither, Drehleier, Dudelsack, Trümpi, Trommel)
Simon Dettwiler (Schwyzerörgeli)
Elias Menzi (Appenzeller Hackbrett)
Matthias Härtel (Kontrabass, Geige, Gesang)
Emil Rittmeyer's legendäres Gemälde "Stubete auf Alp Sol" (1865) stellt
zwei Musikanten dar, die auf Geige und Hackbrett für eine bewegte Menge zum Tanz aufspielen.
Es stammt aus der Zeit der "Altfrentschen" Appenzellermusik
, als Musikanten im Alpstein
noch im einfachen "Sunntigsgwand" und in kleiner Besetzung
musizierten.
Das
Duo
von Matthias Lincke und
Elias Menzi (Appenzeller Hackbrett)
ist eine Reminiszenz an diese Zeit und an die
Urformen der Appenzeller Streichmusik.
Ausgehend von Handschriften aus dem 19.Jahrhundert und
Schellack-Aufnahmen aus den 1920er-Jahren zelebrieren sie kreative Momente und Entwicklungen in der
Geschichte der Appenzellermusik und lassen sich inspirieren zu neuen, eigenen Formen.
Wenn
Matthias Härtel (Kontrabass, Geige, Gesang)
mit "Bassgeige", Geige und "urigem" Jodelgesang zu ihnen hinzustösst, wird
"altfrentsch uufgmacht".
Dies ganz im Sinne der alten Appenzeller Musikanten, wenn sie in "Altfrentscher Besetzung"(Geige-Hackbrett-Kontrabass)
und auf bewährte, aber ebenso spontane Weise den Saal "zum Stiigä" brachten.
Weitere Infos zur Altfrentschen Besetzung
hier.